AgileProduktkonzeption

Wie helfen Liberating Structures in meinem Scrum Projekt? 

Meetings und Workshops, in denen die Teilnehmer aktiv mitarbeiten und in denen das Wissen und die Fähigkeiten aller Teilnehmer genutzt werden. Klingt das gut?  

Dann könnten Liberating Structures weiterhelfen.

Antonio Janeski

Was sind Liberating Structures? 

Auf Deutsch kann man „Liberating Structures“ mit „befreiende Strukturen“ übersetzten. Damit ist gemeint, dass diese befreienden Strukturen die Teilnehmer aktivieren. Sie sollen deren Engagement und Innovationskraft freisetzen und nutzen. 

Liberating Structures sind sozusagen ein Methodenkasten aus bewährten Abläufen. Sie fördern die produktive Zusammenarbeit, indem sie helfen, alle einzubeziehen und Input von allen Teilnehmern zu nutzen. Dabei werden auch herausfordernde Meeting Situationen berücksichtigt. Das können Meetings mit einem sehr großen Teilnehmerkreis sein, Meetings mit Teilnehmern, die sich sehr unterschiedlich verhalten, oder auch neue Personenkonstellationen, die so bisher noch nicht zusammengearbeitet haben. 

Was sind Liberating Structures?

Und wie geht das?

Liberating Structures sind eine Sammlung von Arbeitsweisen, oft spricht man von Mikrostrukturen. Aus der Sammlung von 33 bewährten Liberating Structures wählt man die Struktur aus, die zum Einsatzzweck passt. 

Welche Arten von Liberating Structures gibt es?

Es gibt Liberating Structures zum: 

  • Teilen
    oder verbreiten von Ideen, Know-how, Erfahrungen, Herausforderungen 
  • Offenlegen,
    entdecken, erschaffen, entwickeln oder verbessern von Möglichkeiten, Hindernissen, Lösungen und  Ideen 
  • Analyiseren
    untersuchen, erkennen, klären, detaillieren 
  • Strategien entwerfen
    oder Varianten vorsehen 
  • Helfen,  
    Hilfe bekommen, zusammenarbeiten 
  • Planen 
    und vorbereiten

 Mit der passenden Liberating Structure hat man den Vorteil, das Rad nicht neu erfinden zu müssen, sondern auf ein bewährtes Format zurückgreifen zu können.  

Und wo kann mir das in der agilen Software Entwicklung mit Scrum helfen? 

Wissen verteilen, Klarheit schaffen oder gemeinsam überlegen, was der beste nächste Schritt ist, hilft an vielen Stellen, Probleme effizient zu beseitigen. Dies ist besonders in der agilen Entwicklung wichtig, wo kontinuierliche Verbesserung und Kommunikation entscheidend für den Erfolg sind. 

Im auf scrum.org veröffentlichten Whitepaper „Liberating Structures – an Antidote to Zombie Scrum“ gibt es konkrete Beispiele, wie man Liberating Structures dazu einsetzen kann.  

Ziel ist es dabei, einen lebendigen Scrum Prozess zu fördern. Also ganz im Gegensatz zu dem, von den Autoren so getauften, „Zombie Scrum“, bei dem zwar die Praktiken und Regeln von Scrum abgeleistet, aber nicht wirklich gelebt werden. 

Unter den Ideen findet sich zum Beispiel: 

Triz

Bei Triz wird die Frage aufgeworfen, „Was müssen wir aufhören zu tun, um unserem Ziel näher zu kommen?“ Gestartet wird diese Liberating Structure mit einer Frage, die auf das schlimmstmögliche Ergebnis zielt. 

In der Retrospektive kann so eine Frage zum Beispiel lauten „Was müssen wir tun, damit der nächste Sprint zum schlimmsten Sprint wird, den wir je hatten“. Danach wird der Spieß umgedreht. Man schaut, was davon man bereits tut und wie sich das ändern lässt. 

Auch im Sprint Planning funktioniert das, indem man zum Beispiel fragt „Was können wir tun, um in diesem Sprint das denkbar schlechteste Ergebnis abzuliefern?“.  

Impromptu Networking 

Impromptu Networking ist eine Liberating Structure mit dem Ziel Herausforderungen und Erwartungen im Team zu teilen und neue Verbindungen zu knüpfen.  

Dafür tauschen sich in wechselnden Paaren, die Personen zu einer gestellten Frage aus. Anschließend werden die Gesprächspartner getauscht und der Austausch in anderen zweier Konstellationen wiederholt. Nach einer dritten Wiederholung wird der Austausch beendet. Das Ziel ist nicht ein kompletter Austausch aller Teilnehmer, sondern ein besseres Verständnis untereinander. 

Das kann zum Beispiel für ein Review mit neuen Ergebnissen sorgen, indem man die Stakeholder auffordert, sich gemeinsam mit einer Frage zu beschäftigen wie „Was versprichst Du Dir von diesem Projekt?“, „Für welches Problem brauchst Du eine Lösung?“ 

Das sind natürlich nur zwei Einsatzmöglichkeiten. Auch bei allen anderen Fällen, bei denen es darum geht Informationen untereinander zu teilen und gemeinsam an, einer Lösung zu arbeiten, lohnt sich ein Blick in die Liberating Structures Werkzeugkiste.