Von monolithischen Großanwendungen über Serviceorientierte Architekturen zu Microservices: Roland hat viele technologische Änderungen in seiner bisherigen IT-Laufbahn durchlebt. Im Beitrag erzählt er unter anderem über seinen Weg in der IT, seine aktuellen Aufgaben als Team Lead, Gründer und Softwarearchitekt bei pep.digital und worauf er in seinem Werdegang besonders stolz ist.
Wie war Dein bisheriger Karriereweg?
Mein Interesse an Computern und was man damit anstellen kann, begann (für die damalige Zeit) schon recht früh. Nachdem ich schon eine Weile bei einem Nachbarsjungen auf dem C64 gespielt hatte, habe ich mit 11 Jahren all mein Erspartes zusammengekratzt und mir einen Atari ST gekauft. Da das übrige Geld nur für ein einziges Spiel reichte (Tennis) beschäftigte ich mich bald mit dem beiliegenden Handbuch des Rechners und versuchte, ein eigenes Spiel in GFA-Basic zu machen. Irgendwie bin ich dann zu einer Gruppe aus der Demo-Szene gekommen (die bunten Laufschriften, die früher bei kopierten Spielen vor dem eigentlichen Spiel kamen) und habe dort sehr viel gelernt. Das Informatikstudium war später dann auch naheliegend und über meine Diplomarbeit bin ich bei einem mittelständigen Softwaredienstleister gelandet, bei dem ich auch fast 18 Jahre geblieben bin. Dort habe ich den Weg vom Softwareentwickler zum Softwarearchitekten und Projektleiter absolviert.
Vor ca. 15 Jahren habe ich dann zusätzlich das Gebiet der Agilen Softwareentwicklung für mich entdeckt und habe zusätzlich als Scrum Master und Product Owner gearbeitet. Dabei hatte ich aber immer ein Augenmerk darauf, dass ich auch im technischen Bereich weiter dabei bleibe. Außerdem habe ich gerne Veranstaltungsreihen nebenher organisiert, um den Austausch und das Lernen innerhalb der Firma zu fördern und war Teil eines Führungskräftekreises, der sich mit vielen Themen rund um die Firma und die Mitarbeiter beschäftigt hat. Vor 2 Jahren kam dann der nächste Schritt in Form der Mitgründung von pep.digital – ich hoffe, das Beste liegt noch vor mir.
Wie hast Du als Gründer den Start mit pep.digital erlebt?
Wie oft im Leben hat sich das Ganze aus einem Zusammenspiel verschiedener Ereignisse ergeben. Wir 5 Gründer haben dann einfach die Gelegenheit beim Schopf gepackt, mit dem Ziel, manche Dinge anders (aus unserer Sicht besser) anzugehen, als sie üblicherweise bei bestehenden Unternehmen gemacht werden. Das gab uns die Freiheit, vieles auszuprobieren, was davor einfach nicht ging.
Gegründet haben wir dann buchstäblich mit Beginn der Coronakrise, die natürlich niemand voraussehen konnte. Das war eine spannende Zeit, da der zuvor allgegenwärtige Wunsch und Mut zur Digitalisierung sowohl bei etablierten Firmen als auch bei vielen Start-ups auf einen Schlag einem vorsichtigen Bestandswahren gewichen war, neue Projekte waren rar. Das war schon ein Dämpfer für uns und so mussten wir erst mal einige klassische Freelancer-Projekte annehmen, um uns damit die Existenz zu sichern. Trotzdem kamen bei mir eigentlich nie wirkliche Zweifel an unserer Idee auf und schon nach kurzer Zeit begannen wir dann, erste kleinere Kundenprojekte komplett bei uns umzusetzen. Dabei erhielten wir sehr positives Feedback der Kunden zu unserer Arbeitsweise und unseren Ergebnissen, was uns bestätigt hat, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Inzwischen ist viel passiert, wir sind stetig gewachsen, haben viele gute Kunden, schicke Büroräume in Esslingen und vor allem konnten wir viele tolle Mitarbeiter gewinnen.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit Deinem Team aus?
Wir arbeiten agil nach SCRUM. Gegenwärtig arbeite ich in einer Funktion, die wir intern Proxy-PO nennen. Das heißt, ich unterstütze den Product Owner (PO) unseres Kunden beim Recherchieren, Priorisieren, User Storys schreiben, Backlogpflege etc. Außerdem erkläre ich ihm auch technische Aspekte und versuche, die Kundenwünsche und Motivation dahinter bestmöglich zu verstehen. Gleichzeitig arbeite ich mit den Developern zusammen, unterstütze sie bei jeglicher Art von Fragen (technischer oder fachlicher Art) und schaue mit auf die Softwarearchitektur. Das ist aber keine Flaschenhalsfunktion, natürlich arbeiten auch Developer und PO direkt zusammen, ein Team eben. Ich bin aber derjenige, der beide Welten sehr gut kennt und bei vielen Dingen unterstützen kann.
Konkret sieht das so aus, dass ich im Home Office den ganzen Tag per Chat, Videokonferenz etc. mit allen Teammitgliedern in Kontakt bin und mit ihnen Dinge erarbeite, Probleme löse etc. Wenn wir im Büro sind, kann ich mit den Developern direkt zusammenarbeiten, den PO (der ebenso zum Team gehört) erreichen wir aber aufgrund der Entfernung nur Remote. Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend und macht mich glücklich. Wir konnten bereits eine gute Teamkultur entwickeln. Probleme werden bei uns auch als solche benannt und angegangen und ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess wird bei uns gelebt und ist nicht nur eine Floskel – Luft nach oben gibt es eben immer. Entscheidungen werden bei uns praktisch in Echtzeit zusammen getroffen, es gibt nur wenige Dinge, die wir nicht im Team entscheiden können und somit auch sehr selten Hängepartien, in denen alle blockiert sind und auf Entscheidungen anderer Leute warten müssen. Das ist unglaublich nützlich für das Vorankommen, aber auch für die Motivation. Außerdem haben wir das große Glück, dass wir uns alle sehr gut verstehen und ein freundschaftliches Verhältnis haben. Ich nenne das immer den „Biertest“ – ich kann definitiv sagen, dass ich mit jedem aus meinem Team auch gerne privat ein Bier (oder auch etwas Nichtalkoholisches) trinken gehen würde – und das machen wir auch.
Welche 3 Dinge gefallen Dir besonders gut als Softwarearchitekt?
Wenn ich drei Dinge benennen muss, würde ich sagen:
- Komplexe Systeme entwickeln – ich sehe komplexe Dinge als eine Herausforderung und fuchse mich gerne rein. Für mich ist es interessanter, Dinge zu erarbeiten, die es so noch nicht gibt, als ein (zugegebenermaßen weniger nervenaufreibender) Routinejob. Entgegen des gängigen Vorurteils würde ich sagen, dass ich einen kreativen Job habe.
- Zusammenarbeit im Team – das Team ist das Entscheidende. Wenn mehrere motivierte Menschen zusammen an einer Aufgabe arbeiten, kann eine echte Eigendynamik entstehen, die beeindruckende Ergebnisse hervorbringt.
- Themenvielfalt – man sieht nicht nur den technischen Bereich. Ich muss mich ebenso mit vielen anderen Aspekten beschäftigen: Welche Anforderungen an ein System gestellt werden, ob sie überhaupt einen Mehrwert für den Kunden oder auch die Firma bringen, wirtschaftlich sinnvoll sind, ins Gesamtkonzept der Firma passen, welche Risiken es gibt, wie man Aufgaben koordiniert und vieles mehr. Dazu muss man sich ständig mit allen möglichen Firmenbereichen abstimmen und die dortigen Beweggründe, Bedenken etc. verstehen. Ein System zu bauen, das technisch machbar ist, aber niemandem einen Mehrwert bietet oder keine Nutzer findet, ist schließlich nicht sinnvoll.
Was sollten Deine Kolleginnen und Kollegen über Dich wissen?
Auch wenn ich mit dem Computer aufgewachsen bin, war mein größtes Hobby wohl immer Sport. Deshalb habe ich auch Sport als sogenanntes „Anwendungsfach“ (war damals Pflicht beim Informatikstudium an meiner Uni) studiert. Die Geschichte, wie ich das vom Dekan genehmigt bekommen habe (gabs davor wohl noch nicht) und was dann bei meiner Sporteingangsprüfung (muss man machen, um Sport zu studieren) so passiert ist, erzähl ich dann aber lieber mal im kleinen Kreis. Auf jeden Fall bin ich immer für eine Partie Basketball zu haben, liebe Kollegen.
Was macht Dich stolz bezüglich Deiner Arbeit?
Dass wir es aus meiner Sicht hinbekommen, in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden professionelle und nützliche Software zu entwickeln und dabei als kreatives Team agieren, das wirklich Spaß hat und motiviert ist.
Ich kann morgens aufstehen, ohne zu denken: „Oh ne, heute muss ich mich wieder mit lauter nervigen Themen rumschlagen, die völlig unproduktiv sind und alle gar nicht sein müssten“. Ich denke dabei an übliche Branchengepflogenheiten wie Projekte mit objektiv völlig unrealistischen Deadlines, mangelhaften oder gar sinnlosen Anforderungen, die aber nicht infrage gestellt werden dürfen, sehr hohem Stresslevel, nicht vorhandener Wertschätzung und der Rolle als reinem Befehlsempfänger, der nicht mitgestalten soll.
Wenn Du heute noch mal pep.digital mitgründen würdest, was würdest Du anders machen?
Ganz ehrlich – mir fällt da nix ein. Ich denke, wir hatten keinen strikten Plan, den wir minutiös befolgen wollten, sondern eine gute Vorstellung, wo wir hinwollen und nicht zuletzt, was wir nicht wollen. Da befinden wir uns aus meiner Sicht auf einem guten Weg, gerade weil wir uns ständig auf neue Themen einstellen, ohne unsere Grundüberzeugungen und Werte über Bord zu werfen. Eine richtige Fehlentscheidung, die ich im Nachhinein gerne korrigieren würde, gab es aus meiner Sicht bisher nicht.